Nachdem ich Anfang Oktober
Kumi am Flughafen in der Nähe von Paris abgeladen habe, bin ich
allein nach Fontainebleau weiter gefahren. Einen Monat im
Boulder-Mekka schlechthin, warscheinlich der Ort auf den ich mich am
meisten gefreut habe. Eigentlich wollte ich ja alle 2-3 Wochen etwas
schreiben, hat sich aber in diesem Fall doch nicht ergeben ;)
Fontainebleau besteht nach
meinem Eindruck zu 90% aus Wald mit perfekten Blöcken aus Sandstein.
Bin kein Waldspezialist aber abgesehen von den Birken wächst hier
definitiv viel mehr anderes Zeug wie bei uns, Farne und Pilze auf
alle Fälle. Hab noch nie so viele verschiedene Pilze auf einem Fleck
gesehen – warscheinlich auch das Pilz-Mekka! Wie auch immer, nur um
den Wald anzuschauen bin ich nicht hierher gekommen, eigentlich
wollte ich ja Bouldern und für das ist das Gebiet auch bekannt. Es
gibt massenhaft verschiedene Gebiete mit perfekten Sandstein-Bouldern
und ein einziges Topo (Buch) reicht anscheinend nicht aus. Wenn man
von den obersten Gebieten bis nach unten fährt warscheinlich so um
die 30 Minuten mit dem Auto. Kantige und scharfe Leisten die man aus
dem Avers oder Tessin gewohnt ist gibt's hier eher selten, Aufleger
haben hier das Sagen! Im Großen und Ganzen alles rund, definitiv
eine Umstellung wenn man das erste mal hier ist. Das gute an den
runden Dingern ist, dass die Haut im Normalfall großflächiger
abgeschabt wird – weg geht sie definitiv auch hier!
"Gewohnt" hab ich
auf dem Campingplatz "La Musardiere" mitten im Wald, dort
war zu Beginn auch noch einiges los, hat sich mit der Zeit aber immer
mehr und mehr geleert. Meine Motivation war übernatürlich groß :)
und die erste Woche verlief ungefähr so wie ich es mir vorgestellt
habe – sonnige, kalte Herbsttage mit trockenen Bouldern und vielen
Leuten. Der Plan "Gebiet aussuchen, hin fahren und sich ein paar
Leuten anschließen" hat auch immer gut geklappt. Die
Vorstellung meine schwersten Boulder hier in der ersten Woche zu
klettern war im Nachhinein aber doch ein wenig lächerlich :) Was hab
ich mir nur gedacht nach einem halben Jahr Seilklettern auf einem
komplett neuen Gestein Wunder zu vollbringen – ich weiß es nicht –
doch der Muskelkater nach den ersten Tagen hat mich schnell wieder in
die Realität zurückgeholt! :D Ich war aber recht zufrieden und Ende
Woche fühlte ich mich über den Daumen gepeilt annähernd auf dem
gleichen Level wie auf den Bouldern zuhause. Auch das typische
Fontainebleau Erlebnis durfte ich miterleben:
1. Boulder besichtigen –
kein Plan
2. Boulder für eine Stunde
probieren – kein Plan
3. Große Rolle Tape aus dem
Rucksack auspacken
4. Boulder für eine weitere
Stunde probieren – kein Plan
5. Kurz vor dem Aufgeben
noch die restlichen Finger tapen
6. Alter Boulder-Haudegen
nähert sich
7. Boulder-Haudegen schaut
verabscheuend auf mein Crashpad
8. Boulder-Haudegen peitscht
mit seinem Stofffetzen auf die Griffe
9. Boulder-Haudegen klettert
den Boulder im ersten Versuch mit einer Lösung die mir nach einer
Woche probieren nicht eingefallen wäre
10. Boulder-Haudegen
verabschiedet sich ohne Worte
Den Boulder-Haudegen hätte
ich noch öfters brauchen können :)
Die zweite Woche hat dann
auch die noch bestehende Wahnvorstellung nach immer gutem Wetter
beseitigt. Mitte zweiter Woche hab ich Joe am Bahnhof in
Fontainebleau abgeholt, es war cool mal eine Woche allein herum zu
irren, aber fixe Gesellschaft ist dann doch immer wieder gut. Ich war
schon 3 Tage bei Regenwetter im Bus eingesperrt und war über eine
bekanntes Gesicht ziemlich froh. Wir hatten definitv eine lustige
Zeit – Bouldern, Scheiße labern, Pilz-Sauce Kochen, massenhaft
Filme anschauen und jeden morgen Live "Bob Marley – Konzert".
Hey Joe this one is for you! (If you are not Joe you will not unterstand the following):
"I'm mothafuckaah
Jones"
"Motherfucker Jones?"
"Not motherfuckerrrr,
mothafuckaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhh!!!" ;)
Die ersten Tage zu zweit
waren eigentlich nicht zum Bouldern gemacht, zum Großteil war alles
feucht aber was anderes kann man hier ja nicht wirklich machen. Ich
war schon müde und wollte eigentlich gar nichts mehr klettern, vor
allem nicht auf halb-trockenen Bouldern, naja probiert hab ich dann
doch noch was Neues. Schlussendlich bin ich dann von einem Tritt
abgerutscht und von einem halben Meter Höhe so beschissen
aufgekommen, dass ich mir das Knie überstreckt habe und mich dann
für eine Weile auf dem Boden winden durfte. Es war so blöd, dass es
schon fast wieder lustig war, hätte ich es nicht selbst erlebt,
hätte ich diese beschissene Aktion für unmöglich gehalten. Das
einzige gute daran war, dass ich laut Joe mit meinem Schädel die
Felskante hinter mir um 5cm verfehlt habe. Die ersten Gedanken waren
"Das war dein Roadtrip – jetzt geht's ab nach Hause".
Anfang dritter Woche hat's
mich dann richtig angeschissen, zum ersten mal seit ich unterwegs
bin. Mit dem Knie konnte ich nicht klettern und ich war kurz davor
das Handtuch zu schmeißen und nach Hause zu fahren. Anderen Leuten
beim Bouldern zuzuschauen und dabei ein Buch zu lesen war wirklich
nicht meine Traumvorstellung – Motivation war unter 0. Mitte Woche
ging's dann aber wieder recht gut, es zieht zwar immer noch ein wenig
aber sobald das Knie aufgewärmt ist merk ich nicht mehr viel davon.
Der Regen war vorbei, dafür hatte es dann aber auch über 20 Grad,
was hier wirklich nicht von Vorteil ist.
Woche Nummer 4 war dann
wieder super und wir hatten 3 Tage kaltes und schönes trockenes
Wetter. Anscheinend waren Herbstferien, es waren auf alle Fälle viel
Deutsche unterwegs – die hatten Glück und haben die vorherigen
beiden Wochen hier nicht viel verpasst. Mit der Motivation ging's
wieder bergauf und ich konnte auch ein paar Boulder abhaken, leider
musste Joe dann Ende Woche wieder nach Hause. Das war letzten
Freitag, der Plan war noch 2 Wochen hier zu bleiben, doch das Wetter
macht mir wiedermal einen Strich durch die Rechnung.
Freitag – Regen
Samstag – Regen
Sonntag – Gut
Montag – Regen
Dienstag – Regen
Mittwoch – Ok
Donnerstag – Nass weil
Regen in der Nacht
Und auch heute Freitag gibt's Regen ohne Ende. Auch die folgenden Tage schauen nicht wirklich nach Traumwetter aus. Auf dem Campingplatz bin ich mehr oder weniger noch der Einzige, auch in den Gebieten ist es leer geworden, nicht ganz unerklärlich.
Fontainebleau ist definitiv ein mega Gebiet, dabei gibt es nicht's auszusetzen. Ich werde auf jeden Fall nochmal herkommen. Meine Vorstellung nach immer gutem Wetter und die Sache mit dem Knie (auf Pech und/oder Dummheit zurückzuführen), haben den Trip nicht ganz so werden lassen wie ich es mir gewünscht hätte. Ein paar tolle Boulder konnten ich trotzdem machen und mit Joe war es auf alle Fälle lustig :) Ich würde gerne noch hier bleiben und die offenen Rechnungen begleichen, aber noch eine Woche alleine im Bus bei Pisswetter zu sitzen und den perfekten Wetterbericht von Siurana zu bestaunen, halt ich warscheinlich nicht mehr aus. Scheiß drauf, die Boulder sind im März immer noch da und die Bäckereien hoffentlich auch, eventuell ist ja auch das Wetter besser. Den Plan mit England und Peak District im März hab ich mittlerweile schon aufgegeben, das soll's ja noch mehr regnen. Raus aus der Schlechtwetter-Bus-Quarantäne!
Au Revoir – Bienvenido ... Ab ins sonnige Spanien!!! 1100km to go!!!
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